Same procedure as every year?

Das Corona-Jahr 2020 wird niemand vermissen. 2021 hingegen ist für viele ein Jahr der Hoffnung auf Gesundheit, Stabilität und wirtschaftliche Nachholeffekte. Mit einem möglichen ökonomischen Aufschwung ab dem zweiten Quartal sind entsprechende Herausforderungen an die Rekrutierung von Leistungsträgern und Top-Talenten verbunden.

Welche das sind, welche branchenspezifischen Besonderheiten darüber hinaus zu beachten sind, hier in 5 Thesen zusammengefasst.

  1. Mit Dynamik und Vertrauen gewinnen die KMUs im Talent-Markt
  2. Recruiting-Verantwortliche und Hiring Manager treffen auf neue Fragen im Recruitingprozess
  3. Diversity, Sustainability & Purpose – Aus „Trends“ werden konkrete Recruitment-Programme
  4. Digitalisierung kombiniert mit Unternehmenswerte kreieren erstrebenswerte Unternehmenskulturen
  5. Es führt kein Weg vorbei: Die digitale Transformation verändert das Recruitment in 2021

2020 – ein kurzer Rückblick: Corona hat die gesamte Arbeitswelt und das Recruiting auf den Kopf gestellt. Zunächst musste improvisiert werden: Homeoffice, Kurzarbeit und sich permanent ändernde Corona-Regelungen forderten und fordern immer noch von Arbeitgebern und Arbeitnehmern ein Maximum an Flexibilität und Belastbarkeit. Für das Recruiting in 2020 bedeutete die Coronakrise vor allem der Verzicht auf physische Gespräche zu Gunsten von digitalen Interviews, sofern die Rekrutierungsaktivitäten überhaupt aufrecht erhalten wurden. Einige Unternehmen hatten ihre Rekrutierungsprozesse komplett auf Eis gelegt. Andere wiederum ihre Rekrutierungsprozesse an die aktuelle Situation angepasst und digitalisiert.

2021 ist nun erst recht Schnelligkeit gefragt. In der Post-Corona-Periode werden einige Schlüsselpositionen neu besetzt werden müssen, um Unternehmen weiterhin wettbewerbsfähig zu halten, umzustrukturieren und schnell fit für die „neue Zukunft“ zu machen. Die Besetzung dieser Schlüsselfunktionen kann überlebensnotwenig für Unternehmen sein und über die wirtschaftliche Zukunft entscheiden. Die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen im „War of Talents“ spielt 2021 weiterhin eine große Rolle, um Stabilität und Wachstum zu erzeugen. Und hier liegen Chancen in der Geschwindigkeit. Unternehmen, die ihre PS im Recruiting schneller auf die Straße bringen, haben die Chance, Talente an Bord zu ziehen, um die sie mit größeren, bekannteren Marktteilnehmer werben, welche aber weniger agil und dynamisch sind. 2021 wird so das Jahr der dynamischen, agilen Unternehmen. Schlanke und entscheidungsfreudige Mittelständler erobern die Talent-Märkte.

Das Image von Private Equity-geführten Portfolio-Unternehmen wird 2021 weiterhin steigen und eine Karriere im PE-Umfeld wird noch erstrebenswerter, als es ohnehin schon für viele High Potentials in der jüngeren Vergangenheit geworden war. Denn die Coronakrise hat die Chancen-Risiko-Abwägung zwischen der Beschäftigung in finanzstarken Investoren-geführten Unternehmen versus Anstellung bei vom Börsenkurs-abhängige Konzerne neu bestimmt.

Dazu kommt, dass sich die PE-Welt neu aufstellt. Nachhaltige Investments, Investments in Nachhaltigkeit und langfristige Investitionsstrategien bestimmen den PE-Markt ab 2021.

Auch in anderen Wirtschaftszweigen und in den Konzernen werden die Schlagworte „Diversity“, „Nachhaltigkeit“ oder auch „Purpose“ nicht verschwinden, im Gegenteil. Bisherige Lippenbekenntnisse gehen in die Umsetzung. Recruiting-Initiativen zu mehr Diversity, Nachhaltigkeit und Chancen-Gerechtigkeit sind bereits im Gange und werden 2021 erste Erfolge zeigen. Recruiting-Projekte unter dem Motto „Nur die Top-Stars – Nur die Elite“ gehören zu den Projekten, die 2021 als überholt gelten von Initiativen abgelöst werden, die für mehr Vielfalt und gemischte Teams initiiert werden, um langfristig mehr Mitarbeiterzufriedenheit, Produktivität und Motivation als Schlüsselfaktoren für Unternehmens-erfolg sicherzustellen. Das bedeutet außerdem, dass sich Recruiting-Verantwortliche auf entsprechende Fragestellungen von zu gewinnenden Talenten einstellen sollten:

  1. Workplace-Modelle: Wie gestalten sich die Arbeitsplätze? Remote Work und hybride Arbeitsmodelle
  2. Mental Health: Verantwortungsbewusstsein des Arbeitgebers für seine Mitarbeiter (insbesondere im Homeoffice)
  3. Candidate / Employee Experience: Zunahme der Bedeutung von Arbeitnehmerbewertungen
  4. Persönliche Weiterentwicklung und Up-Skilling: Wie machen Unternehmen ihre Talente „digital-fit“?
  5. Distance Leadership: Welche digitale Führungskultur hat das Unternehmen?
  6. Krisenmanagement: Wie reagiert(e) das Unternehmen auf Ereignisse wie z.B. Corona?
  7. Nachhaltigkeit: Wie engagiert sich das Unternehmen im Umweltschutz?
  8. Purpose: Welche nicht-materiellen Anreize bietet das Unternehmen? Welchen „Zweck“ hat es?

In der Digitalisierung von Recruiting-Prozessen liegt viel Potenzial zur Beschleunigung. Doch natürlich birgt die Beschleunigung auch Risiken der Fehleinschätzung. Dem sind einerseits mehr Sorgfalt entgegenzusetzen, genauso wie mehr Fehlertoleranz in der Unternehmenskultur an sich. 2021 erwarten Kandidaten vor allem Transparenz und Authentizität von potenziellen Arbeitgebern. Es wird Zeit, Fehler zuzulassen. Im Führungsverhalten genauso wie in der Ausführung von Projekten und Arbeiten. In 2021 beginnt das Zeitalter des „Nicht-Perfektionismus“. Unternehmen, die es schaffen, Effizienz durch Digitalisierung gleichzeitig mit einer wertebasierten Unternehmenskultur zu leben, werden 2021 ein Wachstumsjahr gestalten.

Gerade im Recruiting gibt es natürliche Grenzen für die Digitalisierung. Denn wenn es um die Gewinnung von Menschen geht, darf die Menschlichkeit nie fehlen. Das steht jedoch nicht im Widerspruch zu viel Tools des digitalen Recruitings, wie z.B. Bewerbermanagement-Plattformen, Online-Assessments und vielen mehr, die sich Recruiting-Verantwortliche zu Hilfe nehmen werden, um 2021 ihren Alltag noch spannender und effizienter zu gestalten.

Freuen wir uns also auf 2021! Auf die skizzierten Veränderungen und Chancen, die wir erleben werden.

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